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Wenn die Diabetes-Technik nicht mitspielt – Ein persönlicher Erfahrungsbericht

Autorenbild: Blickwinkel DiabetesBlickwinkel Diabetes

Technische Hilfsmittel wie Sensoren und Insulinpumpen sollen den Alltag mit Diabetes erleichtern. Doch was passiert, wenn die Technik nicht so funktioniert, wie sie sollte? Karen hat in ihrem Leben mit Diabetes schon viele Höhen und Tiefen erlebt – insbesondere im Umgang mit der Technik. Hier berichtet sie von ihren Erfahrungen.


Wenn die Technik zur Belastung wird

Manchmal scheint es mir, als würde die Technik bei mir mehr Probleme verursachen als lösen. Ich hatte oft Schwierigkeiten mit Blutzuckerschwankungen, sodass eine Kalibrierung des Sensors nicht möglich war. Zudem reagierte ich allergisch auf das Pflaster und den Sensor. Selbst nach einem Wechsel des Sensorpflasters blieben die allergischen Reaktionen bestehen, was mich sehr frustrierte. Die Fehlfunktionen und das dadurch entstandene Misstrauen in die Technik führten zu vielen emotional belastenden Momenten. Ich habe Nächte durchgeweint, weil die Geräte nicht so funktioniert haben, wie sie sollten. Ständige Alarme in der Nacht – teils falsche, teils lebensrettende – störten nicht nur meinen Schlaf, sondern auch den meiner Eltern. Trotzdem möchte ich erwähnen, dass mich der Sensor in kritischen Situationen auch gerettet hat, wenn mein Blutzucker gefährlich niedrig war. Der Dexcom G7 Sensor war für mich persönlich besonders herausfordernd, da er aufgrund meiner stark schwankenden Blutzuckerwerte ungenaue oder sehr unruhige Graphen zeigte. All diese Faktoren führten dazu, dass meine Lebensqualität durch die Technik erheblich beeinträchtigt wurde.


Foto: Tim Kirchhof
Foto: Tim Kirchhof

Meine Technikreise: Ein ständiges Auf und Ab

Ich habe verschiedene Insulinpumpen und Sensoren ausprobiert, um das beste System für mich zu finden. Mein Weg begann 2016 mit der MiniMed 640G, gefolgt vom Guardian 3 im Jahr 2018/2019. Anfangs funktionierte alles gut, doch bald verweigerte der Sensor Kalibrierungen, was mich wiederholt dazu zwang, Medtronic zu kontaktieren – selbst an Feiertagen oder spätabends. Die Mitarbeitenden waren stets hilfsbereit, aber die Probleme ließen sich nicht dauerhaft lösen.


Ich war emotional am Boden, weil die Technik, die mir das Leben erleichtern sollte, genau das Gegenteil bewirkte. Nach intensiver Auseinandersetzung mit den Systemen entschied ich mich, wieder zum Insulinpen zu wechseln. Doch auch das war auf Dauer keine optimale Lösung, weshalb ich verschiedene Alternativen testete.


Ein Versuch mit der schlauchlosen Omnipod-Pumpe brachte neue Probleme mit sich: Auslaufende Katheter, defekte Pumpen und das ständige Hängenbleiben an Türklinken oder Möbeln. Auch klassische Pumpensysteme waren nichts für mich – ich habe mir oft den Katheter beim Ausziehen meiner Kleidung herausgerissen, was nicht nur schmerzhaft, sondern auch frustrierend war. Mehrmals hatte ich hohe Blutzuckerwerte, und durch abgeknickte Katheter entwickelte ich sogar eine Ketoazidose, die mich auf die Intensivstation brachte.



2021 bekam ich die Accu Chek Insight mit dem DBLG-1-Algorithmus. Anfangs lief es gut, doch mit der Zeit traten erneut Probleme auf: Entzündungen durch eine Metallallergie und auslaufende Katheter, vermutlich weil ich pro Mahlzeit eine höhere Insulindosis (20-30 IE) benötige – etwas, das der Katheter nicht gut verkraftete. Also wechselte ich erneut zum Insulinpen, musste aber feststellen, dass es mir schwer fiel, regelmäßig zu spritzen – besonders in Gesellschaft.


Mein aktueller Weg: Ein hybrider Ansatz

Derzeit nutze ich eine Kombination aus Insulinpumpe und Pen: Die Insulinpumpe dient zur Basalversorgung und zum Senken hoher Werte, da sie kleinere Insulinmengen präziser abgeben kann. Für Mahlzeiten verwende ich den Pen, da ich so größere Mengen auf einmal injizieren kann und nichts dauerhaft in der Haut bleibt. Besonders bei der Berechnung von Fett-Protein-Einheiten (FPE) hat sich die Pumpe als nützlich erwiesen. Ich habe mein Vertrauen in die Technik verloren und verzichte momentan bewusst auf ein Loop-System, um meine Therapie wieder selbst in die Hand zu nehmen. Dieser Weg gibt mir das Gefühl von Kontrolle zurück, auch wenn es vielleicht nicht die bequemste Lösung ist.


Fazit: Technik ist hilfreich – aber nicht für alle

Die medizinische Technologie im Diabetesbereich hat sich in den letzten Jahren enorm weiterentwickelt, aber sie ist nicht für jede Person gleichermaßen geeignet. Was für andere funktioniert, muss nicht automatisch für mich passen. Mein Weg war geprägt von vielen Rückschlägen, aber ich habe gelernt, mich auf das zu konzentrieren, was für mich individuell am besten funktioniert. Ich hoffe, meine Erfahrungen helfen anderen, ihre eigene Strategie zu finden – und sich nicht entmutigen zu lassen, wenn es nicht sofort klappt. Am Ende geht es darum, das System zu finden, das den eigenen Alltag erleichtert.


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